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Die „Weizenbirne“ oder „Petersbirne“ – eine alte sächsisch-thüringische Nationalfrucht

An dieser Stelle möchten wir nach den alten Sauerkirschsorten „Natte“ und „Ostheimer“ auch
auf eine alte beliebte Birnensorte aufmerksam machen. Die „Weizenbirne“ oder auch die
„Petersbirne“ sind zwei Typen einer alten deutschen Sorte, die wahrscheinlich in Sachsen
entstanden ist. Sie waren und sind vor allem in Sachsen und Thüringen verbreitet und beliebt.
Die Weizenbirne wächst zu einem großen Baum mit breitpyramidaler, dichter Krone heran.
Die Früchte sind klein bis mittelgroß und reifen ab etwa Ende Juli; die Petersbirne erst
Anfang September. Beides sind robuste, anpassungsfähige Sorten. Das wichtigste aber, sie
haben ein unverwechselbares typisches Aroma – das feine Fruchtfleisch schmeckt süß und
zimtartig. Ich selbst habe diese besondere Birne schon als Kind kennengelernt und jedes Jahr
zur Kartoffelernte auf den Feldern unseres Bauern Thomä in Meerane darauf gewartet, neben
den damals noch etwas ganz Besonderes darstellenden Wurstbroten endlich wieder diese
köstlichen Früchte (westsächsisch „Weezenbirn“) vom Bauernhof zu genießen.


Hintergrund: Anfang der sechziger Jahre gab es noch letzte private Einzelbauern in Sachsen, die u.a. auf ihren bestens versorgten und daher nahezu schwarzen Böden Kartoffeln angebaut haben. Mit einer von Pferden gezogen Kartoffelschleuder wurden die „Erdäpfel“ zur Erntezeit
herausgeschleudert, von uns Kindern (gegen Entgelt/ wir verdienten unser erstes Geld) gemeinsam aufgesammelt und von den Männern in Körben zum abgestellten Pferdewagen geschleppt. In der ersehnten Ruhepause am Nachmittag (Vesper) gab es neben den begehrten Leberwurstbroten auch Tee oder Saft und eben jedes Jahr auch frische Weizenbirnen vom Bauern, auf die wir uns ganz besonders freuten. Eine wahre Köstlichkeit war das für uns alle, alt oder jung.


Inwieweit diese ganz besondere alte Birnensorte den gegenwärtigen rasanten Wetter- und
Klimaänderungen gewachsen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Eine Nachfrage beim
Pomologen Verband ist angebracht, bevor wir einen Anbauversuch starten.

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Abb.1: Früchte der Weizenbirne

 

Autor: Wilfried Küchler

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